• Hi,


    ich bin relativ neu hier und wollte eure Erfahrung mal in Bezug auf längere Aufnahmen wissen.

    Ich würde gerne auf Fernfahrradradtouren über mehrere Tage mit der GoPro über täglich mehrere Stunden aufnehmen ohne mir großartig Gedanken über den Akkustand zu machen. Vielleicht gibt es hier hilfreiche Tipps.

    Aktuell mache ich das mit 4 Akkus, eine 3-fach Ladestation und Powerbank. Lade immer drei Akkus die ich gerade nicht nutze und tausche anschließend nach 1h immer die Akkus.

  • Ich hab Mal drei unterschiedliche AkkuTypen getestet.


    Vemico 3.85V/1500mAh/4.7Wh(replaces:AHDBT-501)

    Gopro 3.85V/1220mAh/4.69Wh SPJB1B(AJBAT-001)

    GoPro 3.85V/1220mAh/4.7Wh AABAT-001


    Neu ist nur der eine GoPro AJBAT-001(Jahr 2022). Die anderen beiden Typen sind zu Teil schon seit vielen Jahren in Gebrauch.


    Augenscheinlich fällt gleich auf, das in allen Typen der gleiche LionZellenTyp verbaut ist(Samsung SDI ICP113130a). Unterscheiden tun sie sich nur bei der im Akkupack verbauten Schutzelektronik. Wobei die Schutzelektronik der antiken AABAT-001 schon bei mehr als 2.5A Stromimpulsen die Spannung trennt, und die Lastspannung meist deutlich niedriger liegt als bei den beiden anderen Typen.


    Da komplettes Entladen einer LionZelle nicht besonders gesund für die Zelle ist, habe ich die Kapazitäten zwischen 4.3V Ruhespannung und 3.5V Lastspannung bei 0.6A Dauer Entladestrom gemessen. Laut Kamera haben die Akkus danach noch einen Ladezustand von etwa 20%(3.7V Ruhespannung).


    Den Innenwiderstand der alten AABAT-001 Akkupacks konnte ich leider nicht messen, weil mein Ladegerät den Innenwiderstand mit mehr als 2.5A Lastwechselimpulsen ermittelt(Schutzelektronik im Akkupack spricht an).


    Vemico 1048mAh, 194mΩ

    Vemico 1050mAh, 180mΩ

    Vemico 1008mAh, 186mΩ

    GoPro 1104mAh, 231mΩ (AJBAT-001, Jahr 2021)

    GoPro 1029mAh, 215mΩ (AJBAT-001, Jahr 2022)

    GoPro 1001mAh, ---mΩ (AABAT-001, Jahr 2018)

    GoPro 1014mAh, ---mΩ (AABAT-001, Jahr 2018)


    Erstaunlich ist, das selbst die alten GoPro AABAT-001 aus dem Jahr 2018 noch gute Kapazität haben. Meine Vermutung ist, das das an der idR optimal warmen Betriebsumgebung (40°) in der GoPro liegt. Daher ist es wahrscheinlich bei sehr niedrigen Außentemperaturen durchaus sinnvoll, die Akkus vor dem Einsatz in der Hosentasche auf Körpertemperatur zu halten, damit sie von Anfang an ausreichend Betriebstemperatur in der GoPro haben.


    Unterscheiden tun sich die Akkutypen scheinbar tatsächlich nur in der verbauten Schutzelektronik, was sich dann auch in den unterschiedlich hohen Innenwiderständen wiederspiegelt.


    Meine Empfehlung ist; wer noch solche alten GoPro AABAT-001 Akkus verwendet, sollte auf jeden Fall auf die aktuellen GoPro AJBAT-001 wechseln. Aber auch die Vemico Akkus sind mMn gerade wegen ihrem niedrigen Innenwiderstand durchaus zu empfehlen.


    Zu der geschlossenen Vemico dreifach Ladebox ist noch zu sagen, das sie die Akkus nicht ganz voll aufläd. Beim Nachladen in der GoPro fällt auf, das die frisch geladenen Akkus aus der Vemico Ladebox nur einen Ladezustand von 96% haben. Wer seine Akkus also unbedingt auf maximalen Ladezustand braucht, sollte sie nochmal in der GoPro 30min Nachladen(auch wenn die Ladeanzeige der GoPro schon erloschen ist). Meine Vemico Ladebox läd mit 1x4W oder 2x4W, und wenn alle Ladschächte belegt sind mit 3x3.5W Ladeleistung.


    Wer seine Akkus für längere Zeit ungenutzt lagern will, sollte das bei etwa 50% Ladezustand machen, um die Akkualterung zu minimieren.

  • S.nase:

    Erst mal größten Respekt für Ihre Arbeit, die verschiedenen Akkus derart ausführlich auf Herz und Nieren zu prüfen und Ihre Ergebnisse so detailliert zu beschreiben.

    Ich besitze eine Gopro9, deren Akku (von Werks her mitgeliefert) mir gerade Kopfzerbrechen bereitet. Zweck der Gopro ist bei mir, meine Arbeit als Problembaumfäller zu dokumentieren. Mitte Februar habe ich eine solche gefilmt. Die Temperatur lag zwischen 0 und +5 Grad Celsius und die Kamera lief eine ganze Weile, bis sie sich verabschiedete, da der Akku vollständig leer war. Da ich parallel dazu umgezogen bin, lag die Gopro etwa drei Monate ungeladen in einem Umzugskarton.
    Ein paar Tage vor dem nächsten aufsehenerregenden Job habe ich sie dann 24 Stunden lang geladen, nur um auf der Baustelle festzustellen, daß der Akku lediglich zu 8% geladen war. Zunächst habe ich mir nichts dabei gedacht, zumal nach erneutem Aufladen eine Akkuleistung von 99% angezeigt wurde. Als der Job erledigt war, blieben noch ca. 58% (Aufladen also nicht nötig). Beim nächsten Auftrag c.a. 8 Tage später, war die Kamera tot. Ich konnte sie nicht mal mehr einschalten. Zuhause am Ladegerät ist sie dann wieder angegangen und sie zeigte einen Akkustand von 2%. Gelagert wurde die Kamera eigentlich immer bei Zimmertemperatur (um die 20 Grad).

    Nun meine Frage: Ist das normal für diese Art von Akkus, daß sie sich nach wenigen Tagen selbst entladen? Oder kann der Akku durch dieses einmalige vollständige Entladen bei Kälte kaputt gegangen sein? (Vorher hatte ich diese Probleme eigentlich nicht.)


    Danke schon mal im Voraus und Ihnen einen schönen Tag.

  • Litium Akkus mögen im Betrieb weder zu niedrige (unter 10°) noch zu hohe(über 50°) Betriebstemperaturen, weil dann der Akkuinnenwiderstand deutlich ansteigt(Akkuspannung bricht unter Last stärker ein). Wenn du deine GoPro bei niedrigen Umgebungstemperaturen (unter 10°) verwenden willst, würde ich die Kamera inkl. Akku erst kurz vor dem Aufnahmebeginn aus der Hosentasche nehmen, damit die abgeschaltete Kamera nicht schon vor Aufnahmebeginn zu sehr auskühlt. Ist die Kamera erst Mal im Aufnahmemodus, sind niedrige Temperaturen wahrscheinlich weniger das Problem, weil sie ja beim Aufnehmen reichlich Verlustwärme selber erzeugt.


    Wenn die Kamera fest montiert ist(zB am Helm), ist das Warmhalten in der Hosentasche natürlich unpraktisch. Dann würde ich der Kamera(inkl. Akku) ein zusätzliches Case spendieren, damit sie durch den eisigen Wind oder niedrigen Umgebungstemperaturen nicht zu tief auskühlt. Es gibt ja solche Silikon- oder Moosgummi Schutzgehäuse, die eben auch die Wärmeableitung deutlich reduzieren. Aber auch das Unterwassergehäuse kann in kalter Umgebungsluft das zu starke Auskühlen verzögern. In sommerlicher Umgebung ist das natürlich ein Nachteil, weil die Kamera im zusätzlichem Case auch schneller überhitzen kann.


    Hat der LitiumAkku ne Zellenspannung von weniger als 3.6V(etwa 20% angezeigten Ladezustand), altert sie selbst beim Lagern relativ schnell. Beim Altern verliert die Litiumzelle ihre Maximalkapazität dauerhaft, und der ZellenInnenwiderstand erhöht sich auch dauerhaft. Das äußert sich beim Aufladen dann in ungewöhnlich geringen Ladezeiten, und schnell absinkendem Laderzustand(%) sobald man das Ladekabel abzieht.


    Optimale Lagerspannung für LitiumAkkus ohne Last ist ihre Nominalspannung. Bei den üblichen GoPro Hochvolt LitiumAkkus sind das 3.85V(etwa 50% angezeigter Ladezustand). Die im Akkupack eingebaute Schutzelektronik entläd die Litiumzelle sehr langsam, aber stetig. Also sollte man spätestens nach 6Monaten Lagerung, den Ladezustand wieder auf 50% bringen. Lässt man nun einen leeren oder fast leeren LitiumAkku einfach im Schrank liegen, sinkt die Zellenspannung schon nach kurzer Zeit deutlich unter die kritischen 3.6V, wodurch sich die Zellenalterung extrem beschleunigt.


    Ich bringe meine GoProLitiumAkkus immer nach dem Einsatz möglichst zeitnah auf 3.85V(etwa 50% Ladezustand), und lade sie er kurz vor dem nächsten Einsatz wieder voll auf.

  • S.nase:
    Wow, nochmal ein fettes Dankeschön für die ausführliche und gut erklärte Antwort, Sie haben mir sehr weitergeholfen!


    Tatsächlich ist die Gopro nicht an meinem Helm montiert, weshalb ich den Hosentaschen-Trick auf jeden Fall in der kalten Jahreszeit anwenden werde. Auch über die Hüllen werde ich mich mal schlau machen, zumal schon seit Langem ein wasserdichtes Gehäuse auf dem Wunschzettel steht. ;)


    Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag und eine tolle Restwoche.

  • Lass bitte bloß das "Sie" weck, sonst fühle ich mir gleich wieder 10Jahre älter als nötig.


    Der Umgang mit LitiumAkkus ist ja schon seit vielen Jahren nix neues, und daran hat sich bisher auch nicht viel verändert. Das spiegelt sich ja auch schon fast immer in der Leistung einer Gopro oder auch bei E-Bikes unter extremen Temperaturbedingungen wieder. Die GoPro's deaktivieren besonders stromhungrige Softwareberechnungen, sobald die internen Temperaturen zu niedrig werden. Und aus einem E-Bike Akku kann bei zu niedrigen Temperaturen nicht mehr die volle Leistung entnehmen, genauso wie bei zu kalten HandyAkkkus.


    Ich hab mich schon immer gefragt, wann endlich jemand auf die Idee kommt, eine Fell-Tasche für GoPro's zu stricken, damit sie es im Tiefschnee ausreichend warm haben. Ein perfektes Weihnachsgeschenk für GoPro Junkies, die schon alles haben. Und nebenbei auch noch eine perfekte Tarnung, um unbeeinflusste Schnappschüsse zu machen. Aber wahrscheinlich gibt es sowas schon irgendwo.

  • S.nase:

    Na dann: Mach ich DICH doch gleich mal 10 Jahre jünger ;)


    Witziger Weise habe ich mir tatsächlich eine Tasche für die GoPro genäht. Aus einer alten Strechjeans und einem Brillenputztuch. Mir ging's dabei vorwiegend darum, den Touchscreen und die Linse vor etwaigen Beschädigungen zu schützen (vor allem seit ich in dem Case auch noch meine Olympus-Digitalkamera verstaue). Daß das Mäntelchen auch gegen das Kälteproblem helfen könnte, ist mir nicht in den Sinn gekommen.

    Aber wahrscheinlich hast du eher an eine Stoffhülle gedacht, bei der man die Kamera auch verwenden kann, oder?

  • Das Mäntelchen muß halt Winddicht sein, damit es die Wärme weniger nach außen ableitet. Diese Silkon Gummi Überzieher sind wahrscheinlich nicht so optimal, weil das Silkon selber auf kurze Distanz einiges an Wärme ableiten kann. Die Windprotektoren sind aus offenpohrigem Schaumstoff, was auch nicht besonders gut die Wärme isoliert. Am besten wäre Moosgummi, weil das ein geschlossenpohriger Schaumstoff ist, und somit am ehesten einer Thermoskanne nahe kommt. Aber mit so einem Unterwassergehäuse funktioniert es bestimmt auch ganz gut.


    Ich finde meine Hero7 eigendlich sehr kratzresistent. Jedenfalls ist mein Handy deutlich anfälliger für Kratzer.